Donnerstag, 5. Januar 2012

Göteborg - Kopenhagen - Stockholm

Zum Abschluss meines Aufenthaltes in Norwegen beschloss ich, eine kleine Reise nach Schweden und Dänemark mit den Stationen Göteborg, Kopenhagen und Stockholm zu unternehmen.

Einen Tag nach meiner letzten Klausur setzte ich mich also in den Bus Richtung Göteborg, das nur vier Autostunden entfernt liegt. An der Grenze zu Schweden wurde ich dann erst einmal daran erinnert, dass Norwegen nicht zur EU gehört: ausführliche Zollkontrolle inklusive vierbeiniger Schnüffelnase.
Mit leichter Verspätung kam ich dann bei bestem Wetter in Göteborg an und war direkt begeistert von dieser schönen Stadt. Ich begann meine Erkundungstour im Hafengebiet Lilla Bommen, in dem nicht nur das Opernhaus und ein Riesenrad liegen, sondern auch das markante Hochhaus Skanskaskrapan, im Volksmund Lippenstift genannt.

Vom Hafen aus  erkundete ich die Stadt zu Fuß, bis ich mich abends mit Marcus (einem Freund aus Münster, der in Göteborg seinen Master macht) traf, der mich dankenswerterweise für ein paar Nächte bei sich aufnahm. Den Abend ließen wir dann bei ein paar (mehr) Bieren „ausklingen“ - und das so ausgedehnt, dass der folgende Tag erst am frühen Nachmittag begann. Nach einer weiteren Sight-Seeing-Tour zu Fuß war der Tag auch fast schon wieder gelaufen und da ich das Gefühl hatte, genug von der Stadt gesehen zu haben, begab ich mich am folgenden Tag ins Göteborger Weltkultur-Museum, um mir u.A. eine sehr interessante Ausstellung über die vielfältigen Gründe und Formen des menschlichen Reisens anzusehen. (Världskulturmuséet – Destination X)


Am darauffolgenden Montag brach ich dann Richtung Kopenhagen auf, das wiederum ca. 4 Stunden mit dem Bus entfernt liegt. Dänemarks Hauptstadt ist über die fast 8 Kilometer lange Öresundbrücke mit dem schwedischen Festland verbunden. Die Stadt hat ca. 550.000 Einwohner und liegt auf Dänemarks größter Insel Seeland. Die geografisch günstige Lage zwischen dem wichtigen Bischofssitz Roskilde und dem skandinavischen Erzbischofssitz in Lund hatte einst große Bedeutung für die Entwicklung der im 12. Jahrhundert errichteten Siedlung Køpmannæhafn (dt. „Kaufmännerhafen“). 

Nachdem ich mir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt - wie etwa das Rathaus, den Tivoli (Europas zweitältesten Vergnügungspark, mitten im Stadtzentrum gelegen) und das alte Hafenviertel  - angesehen hatte, besuchte ich am zweiten Tag die mitten in Kopenhagen gelegene Kommune Christiania, die sich als autonomes Territorium betrachtet.
Die erste angenehme Überraschung: Kein Autoverkehr! Nicht mal Mopeds, lediglich Fahrräder sind gestattet, was einem spätestens dann auffällt, wenn man Christiania wieder verlässt und der unangenehme Verkehrslärm Kopenhagens wieder die Geräuschkulisse bestimmt. Neben dieser Besonderheit sei  erwähnt, dass es in Christiania nicht erlaubt ist, zu fotografieren. Und das nehmen die Bewohner überaus ernst, sobald jemand z.B. sein Handy aus der Tasche holt, um etwa nur eine Nachricht zu schreiben, wird er freundlich aber bestimmt aufgefordert, das Telefon wieder einzustecken. Jammerschade, ich hätte die Atmosphäre dort gern auf Fotos festgehalten.

Am letzten Tag meines Aufenthaltes hatte ich dann noch eine besondere Mission. Der Besuch des Gefängnisses Vridsløselille am Stadtrand Kopenhagens. Hintergrund ist, dass ich in meiner Kindeit oft und sehr gerne die dänische TV-Serie Die Olsenbande gesehen habe. Die Serie handelt von drei Kleinkriminellen, deren „Kopf“ Egon Olsen stets einen scheinbar totsicheren Plan hat, um an das große Geld zu kommen. Jedoch geht jedes Mal etwas schief, und so landet Egon Olsen am Ende jeder Episode im Gefängnis, wo er am Anfang der nächsten Episode von seinen Kompagnons Benny und Kjeld freudig in Empfang genommen wird, die schon auf Egons nächsten Plan warten.
Für Anhänger der Olsenbande stellt das Gefängnis (genauer gesagt sein Eingangsbereich) so etwas wie ein Pilgerort dar. Die Bedeutung wird nicht zuletzt auch daran deutlich, dass die Straße, die zum Gefängnis führt, vor ein paar Jahren auf Initiative der Gefängniswärter in Egon-Olsen-Straße (Egon Olsens Veien) umbenannt wurde…


Nach vier Tagen in Kopenhagen begab ich mich schließlich mit dem Bus Richtung Stockholm, dass circa 9 Stunden entfernt liegt. Dort traf ich nicht nur völlig zufällig einen Freund, den ich in Oslo kennen gelernt hatte, sondern einige andere nette Leute. Das ist vielleicht das Beste an Hostels, gerade wenn man wie ich allein reist: Man ist nie wirklich allein, wenn man nicht möchte. 

Neben dem üblichen Sight Seeing stand bei mir in Stockholm ein Besuch der Fotografiska, dem schwedischen Museum für Fotografie, auf dem Programm. Die Ausstellungen dort übertrafen sich gegenseitig, so wurden unter Anderem Fotografien von Nick Brandt gezeigt, der sich auf das Portraitieren wilder Tiere in Afrika spezialisiert hat. Im Gegensatz zur gängigen Tierfotografie arbeitet er nicht mit Teleobjektiven, die einen erheblichen Zoom ermöglichen, sondern begibt sich mit seiner Kamera sehr nah an die Tiere. Der Grund für diese Vorgehensweise klingt plausibel; man fotografiere menschliche Portraits schließlich auch nicht aus hunderten Metern Entfernung, so Brandt. Das Ergebnis konnte sich jedenfalls sehen lassen. Wen es interessiert: http://www.nickbrandt.com/portfolio.cfm?nK=14260&nS=0&nL=1

Auch die Fotografien von Helen Levitt, die mit ihren Bildern zwischen den 1940er und 1990er Jahren vor Allem alltägliche Szenerien, vorwiegend in New York City, einzufangen wusste, haben mich begeistert. Auch hier der Link für Interessierte: http://www.atgetphotography.com/The-Photographers/Helen-Levitt.html

Nach lediglich zweieinhalb Tagen, aber mit dem Gefühl, sehr viel von der Stadt gesehen zu haben, setzte ich mich dann wieder in den Bus Richtung Oslo.

Dieser Trip durch Skandinavien war ein überaus gelungener Abschluss meiner Zeit in Norwegen. Denn drei Tage später hieß es dann: Sachen packen und Tschüss sagen - zu vielen netten Menschen und dem wunderschönen Oslo, wo ich mich vier Monate sehr wohl gefühlt habe. Wenngleich ich beim Abschied natürlich etwas wehmütig auf die schöne Zeit zurückblickte, war die Vorfreude auf Familie und Freunde mindestens genauso groß!


Ha det bra, Norge!

Montag, 28. November 2011

Bergen

Vergangenen Mittwoch setzte ich mich früh morgens in den Zug Richtung Bergen, um einen (zugegebenermaßen sehr kurzen) Trip an die norwegische Westküste zu unternehmen.

Die Zugfahrt allein war die Reise schon wert. Die knapp 530 km lange Strecke zwischen Oslo und Bergen gilt als eine der schönsten Bahnstrecken Nordeuropas und führt in knapp 7 Stunden entlang malerischer Wälder und Fjorde. Dabei passiert man an die 180 Tunnel und 300 Brücken – und den höchstgelegenen Bahnhof Nordeuropas (1.222,2 Meter über NHN).

In Bergen angekommen, musste ich zunächst einmal feststellen, dass die Stadt den inoffiziellen Titel der Welthauptstadt des Regens nicht umsonst trägt. Es regnete aus Kübeln, sodass ich den direkten Weg Richtung Hostel nahm. Nach einer kleinen Stärkung traute ich mich dann doch wieder raus und ließ mich trotz Regenschirm komplett nass regnen. (Der Wind sorgte dafür, dass der Regen aus allen Richtungen zu kommen schien – ich musste prompt an Forrest Gumps Erkenntnisse über Regen in Vietnam denken)
 
Abends nahm ich mir vor, mir einen gemütlichen Pub zu suchen, um dort Fußball Champions League zu gucken. Mein Zimmernachbar Christian aus Australien begleitete mich und nachdem mein Club Bayer Leverkusen recht überraschend gegen das Starensemble von Chelsea London gewann, gab es allen Grund, dies feucht-fröhlich zu feiern. Zugegeben: Das war nicht besonders schlau angesichts der Tatsache, dass ich am nächsten Tag (der gleichzeitig auch der Tag der Rückfahrt war) möglichst viel von der Stadt sehen wollte. Ungefähr 10 Bier und ein paar Stunden Schlaf später verließ ich schlaftrunken und restalkoholisiert das Hostel und war in einer derart schlechten Verfassung, dass ich mich zum Bahnhof begab und dort, neben meinem Rucksack sitzend, noch etwas Schlaf tankte.

Gegen frühen Nachmittag begab ich mich dann gestärkt (auch von einem McDonalds-Menü für läppische 12€) in die Stadt und sah mir das Hafenviertel Bryggen an. Dort lag viele Jahre lang ein Hansekontor. Gegen die „Gebühr“ von ca. 150 Kg Getreide war es den Kaufleuten der Hanse gestattet, den Hafen von Bergen anzulaufen. Wichtigstes Handelsgut war damals Stockfisch - der Geruch soll über der ganzen Stadt gelegen haben.

Vom Hafen fuhr ich im Anschluss mit der Fløibahn, einer Standseilbahn, auf den knapp 400 Meter hohen Berg Fløyen. Von dort aus hat man eine tolle Sicht auf die Stadt (siehe Fotos). Gegen Abend unternahm ich dann noch einen kleinen Stadtbummel, bevor ich mit dem Nachtzug nach Oslo zurückfuhr. Ich hoffe, irgendwann nochmal bei besserem Wetter und mit etwas mehr Zeit nach Bergen zu reisen, dennoch hat sich der Ausflug sehr gelohnt!

Sicht vom Fløyen auf Bergen



















Hafenviertel



















Fløibahn


Samstag, 22. Oktober 2011

Ach ja, ich bin ja auch zum Studieren hier...

Wie die Zeit vergeht! Nachdem ich so lange nichts Neues mehr geschrieben habe, bedarf es eines kleinen Updates: Mein Studium läuft gut und lässt mir genügend Zeit für andere Aktivitäten. Meine studentischen Aktivitäten beschränken sich derzeit auf einen Englisch-Kurs mit Schwerpunkt auf 'academic writing' und einen Norwegisch-Kurs. Vor Allem letzterer macht mir Spaß, wenngleich mein Anfänger-Norwegisch eher für den Einkauf im Supermarkt taugt als für ausgedehnte Gespräche mit Einheimischen. Diese sind in 99,9% aller Fälle auch des Englischen mächtig und so unterhält man sich dann doch meist englisch. Nebenbei sind hier übrigens derart viele deutsche Erasmus-Studenten, dass mir schon so manches Mal scherzhaft Sätze wie „Oh, surprise, another German...“ entgegnet wurden, als ich meine Herkunft verriet.


Neben den Sprachkursen habe ich auch schon einen Kurs in 'International and Comparative Education' besucht. Dieser stellt den Einführungskurs für das dazugehörige Master-Programm dar. Dementsprechend froh war ich, dass ich als Bachelor-Student auch teilnehmen durfte.
Inhaltlich wurden dabei z.B. Zusammenhänge zwischen gesellschaftlicher Entwicklung und Erziehung bzw. Bildung aus dem Blickwinkel verschiedener Theorien erarbeitet. Anschließend wurden auf dieser Basis verschiedene Fragestellungen in Gruppen bearbeitet und präsentiert.

Das Tolle an dem Kurs war die Zusammensetzung: Die Kursteilnehmer kamen von allen fünf Kontinenten und aus zahlreichen Ländern. Ich hatte das Gefühl, dass jeder von den Erfahrungen und vom Wissen des Anderen profitieren konnte. 
So beschäftigte sich meine Gruppe beispielsweise mit Bildungsungleichheit und ich musste feststellen, dass dieser Begriff der 'Ungleichheit' beispielsweise in China in einem ganz anderen Kontext steht. Das der Zugang zu Bildung in vielen Ländern wesentlich stärker (wenn nicht gar ausschließlich) an horrende Schulgelder geknüpft ist, wusste ich zwar schon vorher, jedoch war es wohltuend, mal über den gewohnten Tellerrand Deutschland zu blicken.


Genug vom Studieren. Und genug für den Moment. Sehr bald gibt’s mehr, versprochen! ; -)

Sonntag, 14. August 2011

Sight Seeing

Foyer
Oslo hat trotz seiner überschaubaren Größe einige Sehenswürdigkeiten zu bieten. Das 2008 eröffnete Opernhaus gilt als Wahrzeichen Oslos und erinnert in Form und Farbe an einen riesigen Eisberg. Aufgrund seiner Lage direkt am Hafen dürfte es das wohl weltweit einzige Opernhaus sein, zu dessen Etat die Anschaffung von echten, funktionalen Rettungsringen gehört.

Sowohl von innen als auch von außen besticht das Gebäude durch seine Architektur. Für die Außenfassade importierte man rund 36.000 Mamorblöcke aus Italien, die allein mehr als 6 Millionen Euro des Bauetats verschlangen.

Die Maße des großen Saals sollen, um eine optimale Akustik zu erzielen, denen der Dresdner Semperoper nachempfunden sein. Leider war mir der Zutritt nicht gestattet, weshalb ich aus dem Inneren nur Bilder vom Foyer habe (welches sich allerdings auch sehen lassen kann).




begehbares Dach



















Rathaus (Südseite)
Das Osloer Rathaus liegt ebenfalls direkt am Oslofjord und fällt ob seiner markanten Architektur auf. Der 1950 fertiggestellte Klinkerbau mit seinen beiden Türmen ist in der Bevölkerung nicht unumstritten. Bei einer Umfrage, in der die hässlichsten und schönsten Gebäude der Stadt gesucht wurden, tauchte es auf beiden Listen auf. 

Internationale Bekanntheit erlangte das Rathaus aufgrund des hier verliehenen Friedensnobelpreises, welcher am 10. Dezember jeden Jahres (dem Todestag Alfred Nobels) an Personen und/oder Organisationen überreicht wird, die mit ihrer Arbeit für die Friedensbewegung "der Menschheit den größten Nutzen" (Alfred Nobel) erbracht haben.





Karl Johanns gate
Die Karl Johans gate ist so etwas wie die (wohl einzige) Prachtmeile Oslos, sie führt vom Rathaus hoch zum königlichen Schloss. Auf ihr liegen zudem Regierungsgebäude wie z.B. das norwegische Parlament (Storting).









 

Karl Johann Statue, im Hintergrund das königliche Schloss
Benannt ist die Straße nach dem schwedischen Kronprinzen und späteren schwedisch-norwegischen König Karl III Johann, der Norwegen 1814 dem dänischen König für eine Million Taler, Schwedisch-Pommern sowie Rügen abkaufte.
Vor dem Schloss erinnert eine Statue mit der Aufschrift „Folkets Kjærlighed Min Belönning“ („Die Liebe des Volkes ist meine Belohnung“) an ihn.

Weitere Wahrzeichen der Stadt sind der Osloer Dom, das Munch-Museum sowie die Skisprunganlage Holmenkollen, auf die ich ein andermal eingehen werde.







Zu guter letzt noch ein kleiner Blick auf meine Unterkunft: 


 

Samstag, 6. August 2011

die ersten Tage...


Liebe Grüße aus dem wunderschönen Oslo. Ich bin echt begeistert von der Stadt und Umgebung! 

Ich wohne in einer 4er-WG im Sogn Student Village. Bisher habe ich erst zwei meiner Mitbewohner kennengelernt, Khai aus Vietnam und Anders aus Norwegen. Beide machen einen sympathischen Eindruck, jedoch haben sie beide ihre Freundin bei sich und verkriechen sich daher, wenn sie da sind, meist in ihr Zimmer. Ich hoffe, dass ich sie in der nächsten Zeit etwas kennenlerne.

Den Tag nach meiner Ankunft fuhr ich mit dem Rad in die Stadt, um mir ein erstes Bild von Oslo zu machen. Die Stadt liegt am Oslofjord und zieht sich vom Hafen aus die Hügel und Berge hoch. Mein Studentenwohnheim (es ist eher ein kleines Dorf) liegt an der nördlichen  Stadtgrenze, in unmittelbarer Nähe zum Fußballstadion.

Die Stadtfläche scheint mit 454 km² zwar recht groß, jedoch sind ca. zwei Drittel dieser Fläche mit Wasser und Wäldern bedeckt, sodass das Zentrum Oslos relativ (!) überschaubar wirkt.


 

Natürlich sind die Spuren des Bombenattentats noch gut sichtbar. Der Ort der Verwüstung ist zwar abgesperrt, dennoch hat man freie Sicht auf die beschädigten Gebäude. Überall liegen Blumen, Kerzen und Briefe, der Anblick ging mir wirklich nah...













Nachdem es den folgenden Tag mehr oder weniger durchregnete, war heute wieder bestes Sommerwetter. Daher beschloss ich, mal Richtung Norden aus der Stadt zu fahren. Spätestens jetzt bin ich heilfroh, mein Fahrrad mitgenommen zu haben. Das war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte! Es macht mir richtig viel Spaß, mit dem Bike durch das Gelände zu brettern, auf und ab und auf und wieder ab! :)
Ich werde mich demnächst mal nach mehrtägigen Rad-Touren erkundigen, vielleicht finde ich ja auch Leute, die sich mir anschließen.





Von meiner Unterkunft aus sind es ca. 10 Minuten bis an den See Sognsvann. Dieser wurde bis Ende der Siebziger Jahre als Trinkwasser-Reservoir genutzt und ist ein beliebtes Naherholungsgebiet.  Nach einer längeren Radtour durch die umliegende Berg- und Waldlandschaft kam ein Sprung ins kühle Nass dann genau recht!